Die letzten Worte
von guinness44
Die Zeit fliegt. Mit jedem Jahr fliegt sie etwas schneller. Es ist faszinierend. Wie mag es wohl für richtig alte Menschen sein. Die Zeit verging wie im Flug. Was werden wohl die letzten Worte sein, die man irgendwann spricht. Wie lange kann man überhaupt noch sprechen, wenn man stirbt. Die Antwort hängt wahrscheinlich von der Todesursache und den Umständen ab. Die Menschen in den Flugzeugen des „11. September“ konnten bis zur letzten Sekunde sprechen und haben es teilweise auch gemacht. Ein Beispiel:
“Jules, this is Brian. Listen, I’m on an airplane that’s been hijacked. If things don’t go well, and it’s not looking good, I just want you to know I absolutely love you. I want you to feel good, go have some good times. Same to my parents and everybody. And I just totally love you and I’ll see you when you get here. Bye, Babe. Hope I call you.”
Wie schlimm muss es sein diesen letzten Anruf verpasst zu haben? Oder ist es wirklich schlimm? War es nicht sogar besser den Anruf verpasst zu haben und jetzt für immer im Besitz dieser wenigen Worte zu sein. Wie oft hat Jules wohl diese acht Sätze angehört? Wenn sie damals so alt wie Brian war, dann ist sie heute etwas über 50 Jahre. Sie hat wahrscheinlich noch 30-40 Jahre Lebenserwartung. Was werden ihre letzten Worte sein?
Wie viele Menschen sind als direkte oder indirekte Folge der Anschläge gestorben? Was ist Ursache und was ist Wirkung. Wie weit geht man zurück und selbst dann wird man keine befriedigende Antwort bekommen. Wie viele Menschen werden noch als indirekte Folge sterben? Was sind wohl die letzten Worte, wenn man die Drohne bereits sieht oder hört.
Die letzten Nachrichten der Menschen in den Flugzeugen waren wohl durchweg „positiv“ im Sinne, dass sie sich von ihren Familien verabschieden wollten. Kein Hass sondern Ausdruck von Liebe. Ob das bei den Menschen in Syrien, Irak, etc. genauso ist? Das der letzte Gedanke, das letzte Wort an die Frau, die Kinder, die Eltern gerichtet ist?
„Please tell my children that I love them very much. I’m sorry, baby. I wish I could see your face again.“
Man fragt sich automatisch, wen man anrufen und was man sagen würde… Oder was, wie früher, in den Briefen gestanden hätte …
Genau. Wen würde man anrufen? Geht derjenige dran oder nicht.
Schwere Gedanken, lieber Sir
War am Ende auch erstaunt wie düster das wieder klingt. Sollte eigentlich anders werden.
🙂
Wen rufe ich an und was sage ich?
Wichtige Fragen.
Und das Allerschönste ist, dass ich dieses Gespräch erst vorhin hatte!
Und?
Glaubst Du, dass ich so sehr vom allgemein Denkbaren abweiche, dass es interessant wäre, mehr zu erfahren?
Bei Dir weiß man nie
So ein High-Five, wenn man mit dem Auto aneinander vorbei fährt, macht doch jede:r.
Typischer Schlusssatz: „Und nüd vorgeaßo: I ma di!“
Jetzt und hier als endgültiger Schlusssatz gedacht grad noch mal schön.
Die Tochter unserer Freunde hatten einen prima Uniabschluss hingelegt. Job und glänzende Aussichten in Deutschland.
Flog zu ihren Eltern und stellte ihren Liebsten vor, Glückliche Tage.
Rückflug AF447 Rio – Paris am 31.5.2009.
Wir haben nach dem Absturz viel gesprochen und noch mehr gelernt.
Was Menschen bewegt, die dem Tod unausweichlich ins Auge sehen ist für Lebende nicht fassbar, allenfalls spekulativ.
Abendschöne Grüsse vom Schwarzen Berg
Das ist bitter.
Die Spekulation der Lebenden?
Vormittäglichsiebensonnige Grüsse vom Schwarzen Berg
Es sind im die Überlebenden die spekulieren
Seltsames Gefühl, gelernt zu haben, genau zu wissen wen ich immer anrufe und anrufen werde, wenn es nur einen einzigen Anruf gibt. Den einzig Richtigen dafür, auch wenn er ansonsten der Falsche ist.
Leben ist ein seltsames Spiel.
Den einzig Richtigen dafür, auch wenn er sonst der Falsche ist. Genialer Satz.
Danke. Dabei nur eine ganz banale Wahrheit.
Erfreulich aber auch die Feststellung, dass es ansonsten natürlich immer noch irgendeinen Grund für einen Anruf und ein bestätigtes Herzbekenntnis gäbe. Aber dass es gleichzeitig auch niemals notwendig wäre.
Weil: entweder alles gesagt.
Und/oder: im Grundgefühl auch wortlos einander sicher.
ein gedankenanregender Beitrag, danke dafür 🙂
Danke
Schön, wenn man diese letzte Worte hat. Leider passiert es aber doch, dass die meisten Menschen von uns gehen, ohne diese Chance zu haben. Der Partner fährt zur Arbeit und verunglückt auf dem Weg oder fällt einfach tot beim Sport um. Was sind unsere letzten Worte, wenn wir nicht wissen das es die letzten Worte sind? Banalitäten, unwichtiges Kram oder sogar kleine Streitigkeiten?
Mir ist wichtig, dass alle wissen, was meine letzten Worte an sie wären, wenn ich wüsste, dass es die letzten sind.
Den Rest können wir doch alle als Alltag verbuchen und verstehen.
Aber was wären die letzte Worte? Höchstwahrscheinlich doch nur wie lieb man die Personen hat und das sie nicht traurig sein sollen, sondern dankbar für die Zeit die man zusammen hatte. Und genau das können wir unseren Lieben doch eigentlich auch so täglich sagen und zeigen. Aber sie werden im Alltag nicht so geschätzt als wenn es die letzten Worte sind.
So alle paar Tage mal sagen und zeigen ganz, ganz oft. Das ist schon ein großer Schatz. Und das schätzen (lernen), kann ich ständig üben.
Was will ich mehr?
Das schätzen lernen ist die große Kunst
Ich meine auch, dass da der Hund begraben liegt.
Jeden Tag müsste ich nicht gesagt bekommen, dass ich geliebt, geschätzt, geachtet, wasauchimmer werde. Zumindest nicht auf großartig aufgebauschte Art. Da winke ich innerlich schon ab und sage: Ja, ja, ich weiß.
Und ich weiß es tatsächlich.
Das als Geschenk zu empfinden und zu bewahren, auf dem Weg bin ich.
Gerade eben habe ich an die Gedankengänge hier gedacht und für mich genickt: Sie wüssten es alle und ich auch.
Was bin ich gesegnet!
Leute in deiner Nähe zu haben, die das genauso sehen und dich auch zu schätzen wissen. Aber ich gehe davon aus, dass das bei dir der Fall ist.
Wie gerne man so einen Satz wieder zurück nehmen würde
Das kann man meist nicht. Aber sollte man deshalb nur alles immer schön reden? Nein.
In den allermeisten Fällen ist es auch nicht der letzte Satz
Zum Glück!!!
Was würde ich sagen und wem? Ich stelle fest, es gibt zu viele Menschen, mit denen ich noch etwas aus dem Weg räumen möchte, bevor ich sterbe, aber nur einen Menschen, dem ich meine letzten Worte schenken möchte.
Manchmal stellt sich die Frage, ob es sie gibt, diese Vorahnung vor dem Tod. Wenn man sieht was Menschen Tage, Stunden, bevor sie sterben, sagen oder tun…
Hoffentlich hast Du noch sehr viel Zeit die Dinge aus dem Weg zu räumen
Wollte hier erst meine Finger feinstille halten, aber das Thema frißt sich feste, weil ich eigentlich rausschreien möchte: Behalte deine letzten Worte für dich! Was soll ich damit? Ich kann nicht antworten, ich kann dir nicht gleiches erwidern oder dir widersprechen. Nichts kann ich tun gegen die Endgültigkeit der letzten Worte an mich. Also laß es bleiben. Laß uns lieber zu Lebzeiten jedes Wort beenden, daß wenn wir uns wiedersehen, egal an welchem Gestade, uns in die Augen sehen können.
Viele Grüße von einer, die letzte Worte erhielt vor Jahren, die noch immer in ihr krakeelen.
Wow, jetzt bin ich froh, dass ich Ihre Worte lesen kann und nicht hören muss. Es tut mir leid wenn ich einen Wundgrind wieder geöffnet habe.
Ich hatte die Nachrichten gehört, zumindest die zuerst zitierte, und die klang bei aller Hoffnungslosigkeit trotzdem positiv. „Ihre“ letzten Worte waren es wohl nicht.
Trotzdem danke fü Ihren Kommentar
Rausschreien möchte, mein Lieber. Sie würde ich nie wütend angurgeln, echt nicht. Und doch bleibt die Feststellung: Ich will keine letzten Worte erhalten. Keine gesprochenen und keine geschriebenen. Die, die mir nahe bleiben, sie senden andere Grüße mir, wie Herbert sein Cotoneasterbäumchen.
Sie rührten nur an dem Wundgrind, öffnen könnte ich ihn nur selbst und das werde ich tunlichst vermeiden, sonst könnte ja nie eine endgültige Heilung erfolgen. Ich grüße liebfein zugetan, Ihre Frau Knobloch.
[…] allem, es geht nur so. ——————- Siehe dazu die guten Artikel Die letzten Worte von guinness44 oder Deine Reise von marga […]
Vielleicht ist es der Innere Abschied, den der Herbst mit sich bringt, der Sie in diese, von Ihnen nicht ganz so gewollte, Richtung brachte.
Danke für die Anregung zum Nachdenken.
Ich grüße Sie freundlich und bitte um Pardon für mein langes Ausbleiben.
Liebe Arabella, in der Sonne stehend kann ich meine dunklen Gedanken aktuell nicht nachvollziehen. Vielleicht besser so.
Solange die dunklen Augenblicke kurz bleiben, sind sie ohne Gefahr.
Es lebe der Herbst 2014.:-)
Das Thema „Letzte Worte“ war heute ein Tischgespräch.
Allerdings nicht unter den Gesichtspunkt von 9/11, sondern in Ansehung von Hospitzerfahrungen und -erlebnissen. Ein Kollege, ich war natürlich neidisch über seine Bildung, zitierte Goethe. Seine letzten Worte sollen gewesen sein, „mehr Licht!“.
Aber der Hospizbereich ist sicherlich etwas anderes wie 9/11. Eine Frau, die beruflich damit zu tun hat, berichtete, dass die meisten friedlich gehen, in dem Sinne, nun ist es aber auch gut.
Ich selbst muss kaetheknobloch zustimmen. Ich glaube, ich wollte keine letzten Botschaften hören.
Nur mal so hier vermerkt: Die Überschrift soll bitte kein Programm werden!
Hatte ich nicht vor 😄
Ich bitte darum, das ins Protokoll aufzunehmen!
[…] allem, es geht nur so. ——————- Siehe dazu die guten Artikel Die letzten Worte von guinness44 oder Deine Reise von marga […]