Frohe Weihnachten
Es ist ruhig geworden im Blog. So ruhig, dass selbst die verehrte Frau Knobloch zur Holzhändlerin geworden ist und einfach einige Klafter abgeladen hat. Ich weiß die Fürsorge zu schätzen und werde bei Gelegenheit antworten. Die liebe Frau Lila hat meine Aufmerksamkeit auf ihren Wunschzettel geschrieben. Darüber freue ich mich einerseits und habe vorab schon ein schlechtes Gewissen, da ich nicht weiß, ob ich den Wunsch erfüllen kann, denn da haben sich bereits einige Menschen über mangelnde Aufmerksamkeit beschwert.
Wenn ich die letzten Wochen Revue passieren lasse, dann könnte, ich ohne zu lügen, eine Geschichte erzählen, die 90% der Leser neidisch machen würde. Eine Geschichte der großen, weiten Welt, der guten Restaurants, etc.Ich könnte genauso gut eine Geschichte erzählen, ohne zu lügen, und 90% der Leser würden sich ernsthafte Sorgen machen. Eine Geschichte von Stress, Belastungen, etc.
Wie immer liegt die Wahrheit dazwischen und mit der Zeit sieht man einige Dinge wesentlich undramatischer als sie anfangs den Anschein hatten. Mit der Zeit kann man Dinge auch einordnen. Dinge, die vermeintlich schrecklich erscheinen, sind am Ende des Tages nur wirtschaftliche Themen. Und doch hatte ich zum ersten Mal das Gefühl am Abgrund zu stehen. An einem sehr tiefen Abgrund. Es ist, wie gesagt, gut ausgegangen und aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass ich bestimmte Themen anders angehen würde, aber dieser gefühlte Abgrund hat sich eingebrannt. Es ist interessant die körperliche Reaktion zu sehen, wie das Adrenalin durch den Körper pumpt und trotz minimalen Schlafs man keinerlei Müdigkeit verspürt. Es ist allerdings auch unangenehm, wenn man in einem wichtigen Treffen sitzt, aus dem nicht raus kann, und trotzdem das Gefühl hat hier und sofort in die Ecke kübeln zu müssen.
Es sind allerdings diese Situationen, wo man sich des Wertes der Familie sehr deutlich bewusst wird. Wo es einfach ein sehr sehr schönes Gefühl ist, wenn es Menschen gibt, die sich freuen, wenn man wieder wohl behalten zurück ist. Es mag komisch klingen, aber die Normalität des Alltags, kann etwas sehr beruhigendes haben. Es ist ein wahnsinnig schönes Gefühl, wenn der Spruch „in guten wie in schlechten Zeiten“ wirklich hält. Es ist ein tolles Gefühl, wenn man das Lachen der Kinder sieht und wenn die größte Sorge ist, dass der Bruder mehr Schokolade als die Schwester hatte oder die Schwester vermeintlich mehr gelobt wird als der Bruder. Es ist das Strahlen in den Augen der Kinder, wenn man zweimal hintereinander zu McD geht.
Es sind Momente wo einem sehr bewusst wird, was man alles verlieren kann was absolut unwiederbringlich ist. Momente wo links und rechts bei Freunden die Krankheiten zuschlagen, wo Eltern ihr Kind beerdigen müssen, weil es anderen Menschen geholfen hat. Wo der Freund, dessen Vater Krebs im Endstadium hat, zugeben muss, dass es zum Glück nur sein alter Vater ist und nicht seine Frau. So wie bei seinem Bekannten, der in unserem Alter bereits Witwer ist und mit einem Grundschulkind alleine ist. Es sind auch eure Erlebnisse, die mir immer wieder bewusst machen, dass ich weiterhin auf einem sehr hohen Niveau jammere.
Wenn ich an Weihnachten denke, dann könnte ich daran denken, dass ich noch nicht alle Geschenke habe, fast keine Karte geschrieben habe und jetzt schon weiß, dass ich dazu keine Lust habe. Wenn ich weiß, dass ich am 24.12 wieder angespannt sein werde, wenn ich weiß, dass mir das eventuelle Gemotze der Kinder über die falschen Geschenke auf die Nerven gehen wird. Dazu der der Stau und die Völlerei usw. Es gibt viele Gründe.Und doch freue ich mich auf Weihnachten. Vielleicht ist es das letzte Mal, dass alle eingeladenen Personen dabei sein werden. Vielleicht wird es ein Fest sein, von dem ich ein Leben lang zehren muss. Ich weiß es nicht und hoffe es nicht, aber wer weiß was nächstes Jahr sein wird.
In Anbetracht meiner wenigen Einträge will ich die Gelegenheit nutzen und euch ein friedliches Weihnachten und einen guten Rutsch wünschen. Möge es für euch alle eine schöne und erholsame Zeit werden. Auch wenn ich nur selten etwas veröffentliche oder kommentiere, so lese ich doch die allermeiste Zeit mit, manchmal vielleicht etwas zeitversetzt. Ich leide mit euch und ich freue mich mit euch. Alles Gute.