Gehen oder Bleiben

von guinness44

Ein Thema, dass mich schon seit sehr vielen Jahren beschäftigt und immer wieder hochkommt ist die Frage ob man in einer schwierigen Beziehungsphase die Zähne zusammen beißen soll und auf bessere Zeiten hoffen oder ob man konsequent einen Schlussstrich ziehen und weiterziehen soll. Ich hatte schon mit Frau Ahnungslos über das Thema gesprochen und auch bei Leben.Lieben.Lernen kam die Frage auf.

Wie bereits in einigen Kommentaren erwähnt zähle ich mich zur Fraktion der „Bleiber“ und nicht der „Geher“. Meine Schwester hat das immer anders gesehen und auch danach gehandelt. Ob sie damit glücklicher geworden ist, weiß ich nicht, aber ich will sie auch nicht konkret darauf ansprechen.  Wenn ich von Bleiben vs. Gehen spreche, dann meine ich nicht die Situationen wo einem Partner Gewalt angetan wurde oder sonstiges menschenunwürdiges Verhalten an den Tag gelegt wurde. Da ist die Situation klar, da hat es keinen Sinn.

Aber es gibt diese Phasen, wo einem bestimmte Dinge auf die Nerven gehen, wo man das Gras auf der anderen Seite grüner aussieht, wo man vielleicht noch einmal den Kick der Verliebtheit sucht.  Noch einmal ganz von vorne anfangen. Und dann? Wird es wirklich besser werden. Werden nicht bald die gleichen Probleme auftauchen? Kann ich dann wieder „gehen“ oder ist es dann schon weglaufen?

Dem gegenüber stehen die gemeinsamen Erinnerungen aus gemeinsamen Monaten, Jahren, Jahrzehnten. Gemeinsame Kinder, Haushalt, etc.  Dinge, die man sich mühsam erarbeitet hat. Dinge, die man vielleicht nie wieder gemeinsam erleben kann, da die Zeit „abgelaufen“ ist. Sind es diese Erinnerungen oder ist es vielmehr Bequemlichkeit, Rückstufung des Lebensstandards, etc.

In der Wirtschaftstheorie gibt es den Begriff der „Sunk Cost“. Diese Kosten sind sozusagen versenkt und entsprechend sollte man sie nicht mehr in die Berechnung einbeziehen, sondern nur die Kosten, die in der Zukunft liegen. Auf den hier vorliegenden Fall bezogen würde es bedeuten die Vergangenheit auszuklammern und nur auf die Zukunft zu schauen. Kann man allerdings in die Zukunft schauen, ohne die Vergangenheit zu kennen?

Ihr merkt, dass ich selbst keine Antwort habe. Ich denke auch nicht, dass es diese eine Antwort geben wird und doch lässt mich das Thema nicht los.