Es gibt keine einfachen Lösungen
von guinness44
Die FAZ bzw ihre Sonntagszeitung FAS steht wahrscheinlich nicht im Verdacht zu den „Gutmenschen“ zu gehören oder mit der Flüchtlingspolitik der Regierung übereinzustimmen. Umso bemerkenswerter der Kommentar der FAS von gestern. Unten ein Auszug. Am Ende der Link zum ganzen Kommentar. Der Auszug zeigt deutlich das Dilemma, in dem die Regierung steckt. In diesem Dilemma würde jede Regierung stecken. Die anderen EU Staaten werden bei aller Kritik wahrscheinlich jeden Tag eine Kerze anzünden und beten, dass Deutschland weiter die Flüchtlinge reinlässt. Also wird man (schmutzige) Deals mit (autokratischen) Ländern machen müssen, damit diese Länder die Drecksarbeit für Deutschland und die EU machen. Das wird teuer und wird zu schlimmen Bildern führen. Das sollte jedem bewusst sein, der die Grenzen schließen will und denkt, dass wir dann wieder unsere Ruhe haben.
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Der Flüchtlingsstrom wird nicht abreißen
Was geschieht, wenn Merkel unter Berufung auf Dublin die Grenzen schließt? Deutschland, das ist unser geopolitisches Schicksal, wäre für diesen Schritt ebenso verantwortlich wie für den davor. Es gäbe dann unweigerlich einen Domino-Effekt. Die Länder auf der West-Balkan-Route, die darauf bereits vorbereitet sind, werden alle ihre Grenzen für Flüchtlinge schließen. Was aus den Flüchtlingen würde, die gerade zu dem Zeitpunkt unterwegs sind, ist schwer vorherzusagen: Es hängt davon ob, wo sie sich befinden. An einigen Grenzen wird es mit Sicherheit zu Auseinandersetzungen kommen, das Vorspiel haben wir bereits an den Grenzen Ungarns und Mazedoniens erlebt. Dabei entstünde nun allerdings die ernste Gefahr gewaltsamer Konflikte, bis hin zum Kriege: etwa zwischen Slowenien und Kroatien oder Mazedonien und Griechenland. Der Flüchtlingsstrom aus der Türkei wird gleichwohl nicht abreißen. Das liegt an den räumlichen Gegebenheiten. Die griechischen Inseln sind zum Teil nur vier Kilometer von der türkischen Küste entfernt.
Griechenland, das ohnehin kaum in der Lage ist, seine staatlichen Funktionen aufrechtzuerhalten, würde durch die deutsche Entscheidung binnen kurzem in einen „failed state“ verwandelt. Die meisten Flüchtlinge treffen nach wie vor in Griechenland ein, sie kämen von dort nicht mehr weiter. Das Konfliktpotential mit der Türkei, zu der ohnedies keine gutnachbarschaftlichen Beziehungen obwalten, wäre erheblich. Auch hier bestünde schließlich die Gefahr von Kampfhandlungen auf See. Doch davon unabhängig wäre eine Konsequenz über kurz oder lang, dass Griechenland alle eigenen Mittel nutzen würde, um den Zustrom weiterer Flüchtlinge zu verhindern. Die mögliche, leider sogar wahrscheinliche Konsequenz: Die Ägäis würde in einem bisher ungekannten Maß in ein Massengrab verwandelt werden. Selbst dann jedoch darf man nicht, was zynisch genug wäre, auf einen Abschreckungseffekt setzen. Denn die Einsicht, dass man etwas Besseres als den Tod überall findet, gilt bereits in Syrien selbst.
Von München aus, sieht die Welt anders aus
Es gibt auch wenig Hoffnung, dass die Türkei diese Probleme für uns löst; übrigens auch mit Gewalt, indem sie Flucht aus Syrien an ihren Grenzen unterbinden und die bereits Geflohenen zurückführen würde – in eine Region, auf deren Befriedung derzeit wenig Aussicht besteht. Nach all dem ist eigentlich überflüssig zu sagen, dass der hier beschriebene Prozess gleichbedeutend wäre mit dem Ende von Schengen und dem der Europäischen Union in ihrer heutigen Gestalt.
So ungefähr darf man sich den Blick auf die Gesamtlage vom Feldherrnhügel des Kanzleramts vorstellen. Von München aus mag die Welt anders aussehen. Da kann man sich leichter auf den Standpunkt stellen, dass nicht unsere Verantwortung sei, was in Syrien geschieht.
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Link zum vollständigen Kommentar:
http://m.faz.net/aktuell/politik/inland/kommentar-mehr-nicht-14006119.html
Der Dialog zwischen Politik und Bürgern fehlt. Die naheliegenden Lösungen bei den Gründen und Auslösern anzusetzen, sind wohl für Politik/Wirtschaft keine. Auch scheint es einfacher zu sein, stur zu verharren, als sich mit den Punkten, die die Situation außer Kontrolle geraten lassen, auseinanderzusetzen. Irgendwie fehlt das Schema: Dies ist der Istzustand, die Fehler sind gemacht worden, das läuft gut, jenes wurde unterschätzt, mit diesen Problemen müssen wir umgehen, so wollen wir damit umgehen, um dem gewünschten Soll möglichst nahe zu kommen und das sind die Konsequenzen für die verschiedenen Seiten.
Das schlimme ist ja, dass diejenigen, die dringendst aus ihrem Land/den „Lagern“ der Nachbarländer müssten, die schwer verletzt und krank sind und kurz vor dem Verhungern stehen, die bedroht, verfolgt, gefoltert werden, gar nicht die Chance haben zu flüchten, weil ihnen Mittel und Kraft fehlen…
Ja, das ist noch ein weiterer Aspekt.
Allgemein sticht die FAZ in der aktuellen Berichterstattung hervor. Gestriegen Artikel (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-angriffe-von-koeln-waeren-sie-nur-nicht-so-dumm-14004681.html) fand ich ganz gut, weil er die aktuelle Diskussion gut widerspiegelt.
Den Artikel fand ich auch klasse und doch sehr erschreckend, wie alltäglich es geworden ist.
Es gibt eine Prognose nach der wir momentan nur etwa 10 Prozent der Flüchtlinge in Europa aufgenommen haben. Wenn du das nachrechnest wird schnell klar, dass wir vor einer Katastrophe stehen. Diese Massen kannst du nicht integrieren. Deutschlands Waffenexporte, die sklavische Hörigkeit gegenüber den USA, gestrichene Gelder für Flüchtlingsorganisationen, haben mit zu dem Dilemma beigetragen. Und eine Asylpolitik, die nicht gut gehen kann. Die EU ist fast am Ende. Meiner Meinung hat die sich in Kürze selbst abgeschafft. Ich rechne mit einem Börsencrash und Staatspleiten. Das wird (nicht!) lustig. Dann, Sir Alec, haben wir Bürgerkrieg.
Ich bin wirklich erstaunt, dass Du auch so schwarz siehst. Dein heutiger Bzw gestriger Beitrag war mit ein Grund mal wieder meine Meinung zu schreiben, da es gefährlich wird, wenn vernünftige Personen zu so einem Schluss kommen. Ich bin weiterhin zuversichtlich, dass man Lösungen hinbekommen wird. Nicht überall aber ausreichend oft. Auch die EU wird weiter bestehen. Die Vorteile sind zu groß. Ob Griechenland im Schengen bleibt ist ein anderes Thema.
Die USA Hörigkeit kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Wenn die USA wirklich so mächtig wären, dann würden sie viel mehr kontrollieren.
Schaun mer mal was kommt
Werter Sir Alec, ich denke den meisten Menschen war klar, dass irgendwann in Deutschland mal ein Anschlag stattfinden würde, gerade da es Frankreich, England und Spanien in den letzten Jahren traf. Klar war auch, dass nach solch einem Anschlag die Stimmung höchstwahrscheinlich kippen würde. Genau das sehen wir gerade. Flüchtlingsunterkünfte sind nun Herd von Gewalttätigen und Vergewaltigern. Hilfe haben Menschen, die nach Asyl suchen, nicht mehr verdient und in Köln schlagen Rockerbanden Menschen aus Syrien und Pakistan zusammen, die große Empörung darüber wird wohl ausbleiben, da es keine Deutschen sind.
Noch immer haben die Menschen nicht verstanden, dass es kein Leben mehr wert als ein anderes Leben ist. Noch immer wird nicht begriffen, dass unser Grundgesetz davon spricht, dass die Würde des Menschen unantastbar ist und nicht nur die des Deutschen.
Frau Merkel macht immer alles falsch, das wird sich auch nicht ändern. Der Artikel in der FAZ, er ist viel zu lang, als dass er von der Masse gelesen werden würde, wenngleich er sehr wahr aufzeigt, warum keine andere Handlungsmöglichkeit besteht, als die momentane, vom Moralischen her mal ganz abgesehen.
Mir scheint, dass die Menschen davon ausgehen, dass dieses Deutschland Grenzen nur zu schließen müsste und schon würde es uns gut gehen. Die Welt verändert sich. Europa verändert sich und damit sollten auch wir uns ändern. Wir sollten uns sogar ändern wollen, denn eben dies war doch immer unser evolutionärer Vorteil. Schade nur, dass wir noch immer oder schon wieder in Grenzen denken. Wir, die wir gemütlich auf der Couch vor der Glotze oder dem Laptop oder dem Tablet hocken…
Vielen Dank für den Beitrag und für den Link.
Ja, dem ist so. Bin sehr gespannt wie es weitergeht
ich kann dazu eigentlich nur eines sagen: ich hoffe jeden tag, dass sich die lage in syrien und in nordafrika beruhigt und die menschen dort nicht mehr weggehen müssen, dass sie in ihrer heimat wieder in frieden leben können und dürfen, denn ohne europäische lösung, die so gar nicht in aussicht steht, kann das ganze so und so nur noch mehr eskalieren.
Genau